Konzertlesungen

Literatur & Musik mit Urs M. Fiechtner und Sergio Vesely

Der  chilenische Komponist und Sänger Sergio Vesely und der deutsche Schriftsteller Urs M. Fiechtner  prägten vor rund 40 Jahren den Begriff der Konzertlesung  für eine beispielhaft symbiotische Verknüpfung  von Literatur und Musik, die seitdem von  vielen  Autoren und Musikern nachgeahmt wird.

Pressefoto KL LizzieDer Begriff Konzertlesung wurde 1977 von Urs M. Fiechtner und Sergio Vesely geprägt. Damals ein Kunstwort, das zu den seltsamsten Missverständnissen führte – so rückte Radio Bremen einmal mit der Übertragungstechnik für ein komplettes Symphonieorchester an – wird der Begriff heute von fast allen Autoren und Musikern verwendet, die eine enge Verbindung zwischen Literatur und Musik anstreben.

In der Version von Fiechtner & Vesely sind Konzertlesungen weder traditionelle Dichterlesungen mit Musik noch einfache Collagen aus Texten und Liedern. Angelegt als Zyklen, die thematisch einem Roten Faden folgen, erzählen sie durchgehende Geschichten, die aus einer symbiotischen Verbindung zwischen Lyrik und Liedern, Prosa und Musik entstehen.

Die von Fiechtner gelesenen Texte werden von Vesely mit der Gitarre eher kommentiert als begleitet und gehen in vertonte Gedichte über, die Vesely mal in deutscher, mal in spanischer Sprache singt. Die Verwendung zweier Sprachen ist die äußere Erscheinung einer tiefer gehenden Verbindung zweier Kulturkreise, deren Ausdrucksformen hier ebenso zusammen fließen wie Literatur und Musik.

vesely solo imagesBei alledem leben Konzertlesungen von der freien Improvisation. Fiechtner und Vesely suchen den lebendigen, immer wieder neuen Dialog zwischen Literatur und Musik auf der Bühne. Feststehende, bis ins Detail wiederholbare Programme lehnen sie ebenso ab wie Proben oder Einstudierungen. Die Wahl des Themas oder Buches, das die Konzertlesung bestimmen soll, überlassen Sie dem Veranstalter und stellen meist erst kurz vor dem Auftritt die Texte und Lieder des Abends zusammen. Auf diese Art gelingt es ihnen, dem Sog der Routine zu entgehen und jede einzelne Konzertlesung eine neue, eigene Geschichte erzählen zu lassen.

Pressestimmen

Das lateinamerikanische daran deutet nicht nur die Musik an, sondern die ästhetische Kraft der Botschaft: packend durch Schönheit…
(Die Zeit)

Ihre Geschichten, Gedichte und Lieder sind eindrucksvoll, sprachlich ausgefeilt, ohne Pathos, feinfühlig sind Text und Gitarre aufeinander abgestimmt. Bestechend – man kennt es aus erhaltenen Notizen der KZ-Häftlinge -, dass es die Poesie ist, ja sogar der Humor, die, wenn schon nicht das Leben, so doch das „Menschsein“ retten, die Qualen ertragen helfen. Nichts Weinerliches wurde da vorgestellt, obwohl es nur einleuchtend wäre, sondern eine Zukunftserwartung ausgedrückt, ein Überlebenswille, der den Zuhörern nicht das unseligste aller Gefühle, das ohnmächtige Mitleid, sondern Achtung abrang… Deshalb nimmt man es Fiechtner und Vesely wie nur noch wenigen aus der engagierten Kunst ab – selbst wenn man nichts von ihren eigenen Erfahrungen wüsste – dass sie „singen wegen der Kinder, wegen der Zukunft und wegen allem…“ (Mario Benedetti) – Ein Glanzlicht zum Abschluss der Dachauer Friedenswoche in der Versöhnungskirche…
(Süddeutsche Zeitung)

„…eigentlich folgen wir einem uralten Weg“, erläutern Fiechtner und Vesely, „Poesie und Musik gingen in Europa über Jahrhunderte Hand in Hand“. Mittlerweile aber haben sich ihre Wege getrennt, und so mussten sie für ihre Arbeit ein neues Wort erfinden – Konzertlesung. „In den ersten Jahren hat keiner verstanden, was das wohl sein sollte“, amüsiert sich Fiechtner, „aber inzwischen verwendet alle Welt den Begriff wie selbstverständlich, und manchmal auch ganz falsch…“
(El Mercurio / Santiago de Chile)

Ihre Konzertlesung ist etwas Besonderes, (…) wohlgemerkt nicht einfach Literatur plus Musik, auch nicht Collage aus beidem. Es handelt sich um eine tatsächlich erstaunliche Kunstform, suggestiv wirkende Symbiose von Text, Gesang und Klang. (…) Sie sind auf Wahrheitssuche, geduldig, unverdrossen. Und sie verbieten sich, mit den Ergebnissen andere zu überfallen. Fiechtner und Vesely stellen nur die Fragen. Antworten werden nicht mitgeliefert.
(Leipziger Volkszeitung)

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